In immer mehr Städten sollen langfristig Elektrobusse zum Einsatz kommen, so werden diese zum Beispiel bereits in Hamburg, Berlin oder Hannover eingesetzt. Für die Kommunen ist das eine große Herausforderung. Ein Gespräch mit Martin Schmitz. Er ist Geschäftsführer Technik und Experten für Elektrobusse beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV).
Herr Schmitz, wie ist der Stand der Dinge bei den Elektrobussen in Deutschland?
Bereits in 45 Städten Deutschlands beteiligen sich Elektrobusse am öffentlichen Nahverkehr. Und das ist erst der Anfang. Die Entwicklung von Elektrobussen schreite voran und ist sehr vielversprechend. Mittlerweile haben wir die dritte Generation an Elektrobussen und die verfügt über eine Reichweite von 150 bis 250 Kilometern pro Ladung. Damit kann heute schon 60 Prozent des städtischen Nahverkehrs gemeistert werden. Das Problem aber ist immer noch, dass Elektrobusse teuer sind. Ein E-Bus kostet doppelt so viel wie ein Dieselbus.
Blockieren die Kosten die Verbreitung von Elektrobussen?
Über die Lebenszeit eines Elektrobusses lassen sich die höheren Kosten gegenfinanzieren. Elektrobusse nutzen mit Strom eine viel günstigere Energieform als Dieselbusse. Außerdem sind sie um einiges wartungsarmer, so dass man hier den hohen Einkaufspreis wieder reinbekommen würde. Das wirkliche Kostenproblem liege in der Infrastruktur, die Elektrobusse benötigen. Und ich rede hier nicht nur von Ladestationen, sondern auch von Dingen wie der Schulung des Personals oder Überwachung der Batterien.
Daher im Moment noch eine Förderung durch den Staat nötig, um mehr Elektrobusse auf die Straße zu bekommen. Die ist bereits vorhanden und ich bin mir sicher, dass diese noch attraktiver wird. Zum einem stockte die Regierung im Sommer den Mobilitätsfonds für die Kommunen wird auf eine Milliarde auf. Und davon werden 360 Millionen für Elektrobusse verwendet. Aber es kommt noch besser. Das Umweltministerium arbeitet derzeit an einem weiteren Förderprogramm nur für Elektrobusse. Das soll Mitte des Jahres rauskommen und ich gehe davon aus, dass es ein attraktives Förderprogramm sein wird.
Begrüßen Sie ein solches Förderprogramm?
Genaueres ist über das Programm noch nicht bekannt. Auf jeden Fall werden die Mehrkosten gefördert, die mit einem Elektrobus Flotte entstehen. Ich bin mir daher sicher, dass 2018 erheblich mehr Elektrobusse nachgefragt werden. Und das ist natürlich erfreulich für die Hersteller von Elektrobussen. Daher bringen sich auch die etablierten Bushersteller in Position. Mercedes will seinen ersten Elektrobus auf der IAA im September in Hannover vorstellen.
Wie sieht es mit Elektrobussen in ländlichen Gegenden aus?
Im Moment kommen in Deutschland die meisten Elektrobusse in Großstädten zum Einsatz. Für den Einsatz von Elektrobussen braucht ein Verkehrsbetrieb auch die entsprechende ‚Manpower‘ und Experten. Und die haben eben nur die größeren Betriebe. Aber ich bin mir sicher, dass Elektrobusse dieses Jahr auch im ländlichen Raum salonfähig werden.
Politiker reden immer von der Verringerung der Abgase und des Lärms. Kommt irgendwann die Pflicht für Kommunen “grüne“ Fahrzeuge zu nutzen? Bis dahin ist es nicht mehr weit. Die Europäischen Union arbeitet an einer Direktive, die 2025 offiziell werden soll. Dann sind Verkehrsbetriebe verpflichtet, saubere Fahrzeuge zu nutzen. Demnach müssen 50 Prozent der neu erworbenen Fahrzeuge eben saubere Busse sein, die einem bestimmten Lärm- und Abgaswerten entsprechen. Und dann führt auch kein Weg mehr am Elektrobus vorbei.
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